Luise Stern

letzte Adresse: Schäfer Gasse 4


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Stern, Luise geb. Ellbogen (Notizen von Rolf Strojec Stand 15.1.2010) HSAWie518/28627

25.2.1876 Darmstadt Exilort:Cape Town, 11 Chesterfield Rd. Oranjezicht

Stern, Jakob Samson 25.8.1881 Havasmeze (Ungarn) 25.12.1944 Kapstadt
Lehrer, Kantor (Vorbeter) und Schächter
Einbürgerungsurkunde für Ehepaar und 3 Kinder am 22.8.1929
„ haben die Staatsangehörigkeit im Volksstaat Hessen durch Einbürgerung erworben“

Jakob Samson Stern war als Kultusbeamter bei der Israel. Gemeinde Rüsselsheim und zugleich beim Landesverband Israelischer Religionsgemeinden Hessens mit Anspruch auf Ruhegehalt fest angestellt.
Auswanderung am 24.2.1939 über Holland nach Kapstadt.

Kinder:
Irma Stern 12.9.1909 Rüsselsheim +1942 Auschwitz ( Irma Hertog)
Alice Stern 15.11.1911 Rüsselsheim (Alice Falk geb. Stern wohnhaft bei Mutter in Kapstadt
Kurt Stern 30.3.1914 Rüsselsheim (33, Bellairoad,Vredehoek, Kapstadt)
Else Weiss, geb. Stern 23.7.1906 in Kirchberg/Hunsrück (3, Geriva-Mansion, St. Jamesstr., Vredehoek, Kapstadt)
Berta Liebermann geb. Stern 7.3.1908 Wallertheim/ Hessen (327 W 83.Street, New York City 24) Adressen von Mai 1955
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„Ich wohnte von 1909 bis 1939 mit meinem Ehemann Jakob S. Stern in Rüsselsheim am Main, zuletzt Schäfergasse Nr.4. Mein Mann wurde am 10.November 1938 in Schutzhaft genommen. Nach zwei Tagen wurde er wieder entlassen. Er starb in Kapstadt am 24.12.1944. Am 10.November 1938 kam ein Lastwagen vor unsere Wohnung in Rüsselsheim am Main, Schäfergasse 4, vorgefahren und unter dem Schreien von Hunderten von Menschen wurde die gesamte Bibliothek aufgeladen. An den Ufern des Mains wurden die Bücher abgeladen, mit Petroleum begossen und verbrannt. Leute erzählten sich, die Bücher fast zwei Tage brannten. Auch wurden zwei altertümliche Gebetrollen (Sefertorahs) mitverbrannt. Ferner wurden an demselben Tag ein silberner Chanuka-Leuchter mit Glockenspiel zerschlagen und auch ein sehr wertvolles Bild „Der Bal Shem von Michelstadt“ (Kupferstich aus dem Mittelalter)
Der Vorgang wurde von vielen Bewohnern der Schäfergasse besprochen und dürfte meines Erachtens dem damligen Bürgermeister, Herrn Jung, bekannt sein. Der Wohnsitz des Herrn Jung ist mir jetzt nicht bekannt. Das 1939 mitgenommene Auswanderungsgut waren Möbel und Wäsche, die wir in Holland ließen. Da leider meine dort in Maastricht wohnende Tochter, Frau Irma Hertog, etwa 1943 durch NS-Maßnahmen (Auschwitz) umgebracht wurde, weiß ich nicht was mit den Möbeln und der Wäsche geschehen ist.“
Wertangabe ca. RM 18.000
Versicherung an Eides statt vor dem Konsul der >BRD Kapstadt Dr. H.Schwarzmann 16.11.1953 mit

„Ferner erklärt Frau Luise Stern, dass ein Feuerversicherungsvertrag der Thuringia Versicherungs Aktiengesellschaft bez. Direktion in Frankfurt a/M abgeschlossen war. Über die Höhe des Wertes ist ihr nichts mehr bekannt. Hierzu erklärt sie: dass bereits am nächsten Tag ein Polizeidiener vorgesprochen habe (am11.11.1938) und die Feuerversicherungspolice abgeholt habe. Wer und ob das Geld für den Schaden ausgezahlt (erhielt), entzieht sich ihrer Kenntnis, behauptet jedoch mit Bestimmtheit, dass weder ihr verst. Ehemann noch sie selbst nie einen Pfennig Schadenersatz erhalten haben.“ Erklärung RA Eckstein

„Ich habe auf einer Dienstreise auf der Bürgermeisterei die Angelegenheit mit dem Stadtrat Müller eingehend besprochen, der selbst schon als Junge im Hause des Antragstellers verkehrt ist, der mir bestätigte, dass Stern ein äußerst gebildeter und belesener Mann gewesen sei und der über eine große und wertvolle Bibliothek verfügt habe.. Er glaubt sich auch erinnern zu können, dass einige Seltenheiten vorhanden waren… Stadtrat Müller und ein von ihm beigezogener Stadtinspektor haben bestätigt,dass in ganz Rüsselsheim bekannt sei, dass die Plünderung und die anschließende Verbrennung so stattgefunden haben, wie Stern bzw. seine Erben dies schildern“ Aktennotiz RA Eckstein handschriftl. Vermerk „laut Besprechung 10.000DM anbieten“

Anträge bei: LVA Rheinprovinz Düsseldorf (Ang.-Versicherung) 4.8.1953 Stern 202948
Landesstelle für Entschädigung jüd. Bediensteter Köln-Deutz 31.8.53 AL Nr.1380

Irma Hertog (in Yad Vashem auch als "Hartog" geführt)war die Tochter des jüdischen Religionslehrers Sami Stern und seiner Frau Else (von Beruf Modistin) in der Schäfergasse 4 in Rüsselsheim. Die Familie erlebte den Boykott und die Ausgrenzung der Rüsselsheimer Juden. In der Nacht zum 9.November griffen die Pogrome gegen die jüdischen Synagogen auch auf das Wohnhaus der Sterns in der Schäfergasse über, das aufgebrochen und verwüstet wurde. Daraufhin verlassen die Sterns Rüsselsheim in Richtung Holland. Hier finden wir in Maastricht die Tochter als Irma Hertog (Hartog) wieder, die sich von der Herstellung und Verkauf von Hüten und andere

 
     
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