Alwin Heizenroeder

letzte Adresse: Im kleinen Ramsee 22
kommunistischer Widerstandskämpfer, KZ Osthofen, Zuchthaus Rockenberg,KZ Aschendorfer Moor, überlebt

Medienarchiv von Alwin Heizenroeder >>

Alwin Heizenroeder (Pol. Lebenslauf von R. Strojec)

Alwin Heizenroeder wurde am 9.März 1898 in Geinsheim geboren. Er war von Beruf Fabrikarbeiter und arbeitete in Gustavsburg bei den Heddernheimer Kupferwerken. An der Mainspitze dürfte er auch seine aus Ginsheim stammende Frau getroffen haben. Das Ehepaar erwirbt am 17.Oktober 1929 von der Gemeinde Rüsselsheim das Grundstück Kleiner Ramsee 22 für 2165 Reichsmark. Aus der Ehe geht ein Sohn hervor. Im Laufe der Zeit werden 3 Hypotheken in Höhe von 18437,30 Reichsmark auf die erbaute Hofreite (204 qm) mit Grabgarten (212qm) im Kleinen Ramsee 22 eingetragen.
Alwin Heizenroeder kann den Kauf nur mithilfe seiner „kapitalisierten Kriegsrente“ finanzieren. In den Grundbuchakten finden sich entsprechende Dokumente des Landesfürsorgeamtes, das dem „Kriegsbeschädigten Alwin Heizenroeder“ 1930 eine erste Hypothek in Höhe von 5600 Reichsmark überschreibt. Wir finden weitere Hinweise,daß er im 1. Weltkrieg einen Meniskus-Durchschuss erlitt und das rechte Auge verlor. Ihm wurde eine Erwerbsminderung von 60% bescheinigt. Wie in vielen anderen Biographien auch dürfte das Kriegserlebnis zu seiner Positionierung im linken Parteienspektrum beigetragen haben, während namhafte Frontkämpfer, Offiziere und Generäle die Gemetzel an der West- oder Isonzo-Front nur als Auftakt für eine auf Tod, Gewalt und Entzivilisierung basierende Karriere begriffen, die schließlich im Dritten Reich endete. Beide Milieus sollten sich wiedersehen – und nicht zum Vorteil des Fabrikarbeiters Alwin Heizenroeder.
Dieser hatte sich in der Weimarer Zeit der sozialistisch-kommunistischen Bewegung angeschlossen und war Mitglied der KPD geworden.
Als bekanntes KPD-Mitglied in Rüsselsheim wird Heizenroeder am 1.Mai 1933 verhaftet und in das Konzentrationslager Osthofen bei Worms gebracht. Jeder Bürger, der in dieser Zeit lesen konnte fand in der „Mainspitze“ die Meldung : „ Wieder 4 Kommunisten ins Konzentrationslager Osthofen verbracht“. Groß und breit strahlte an der ehemaligen Papierfabrik das Namensschild „Konzentrationslager Osthofen“ ins rheinhessische Hügelland. Hier erlebte Alwin Heizenroeder die erste Generation der Konzentrationslager buchstäblich am eigenen Leibe. Sie wurden eingerichtet zur Abschreckung der Bevölkerung und zur Abrechnung der Nationalsozialisten mit ihren Gegnern aus der sog. „Systemzeit“. Schläge, Drill, Hunger und Erniedrigung prägten Alwin Heizenroeders Tage bis zu seiner Entlassung am 15.Juni 1933. Vorher musste er noch einen Revers unterschreiben über das Erlebte zu schweigen.
Nach Rüsselsheim zurückgekehrt findet er die Arbeiterparteien der Opelstadt mit dem Rücken an der Wand, obwohl die NSDAP hier in den Wahlergebnissen immer hinter SPD und KPD rangiert hatte. Durch verschiedene Verordnungen ab Anfang Februar noch vor den Reichstagswahlen am 5.März 1933 waren vor allem die Kommunisten in ihren Rechten dramatisch eingeschränkt worden (Versammlungsverbot unter freiem Himmel, Verbot von Versammlungen und politischen Druckschriften). Nach dem Reichtagsbrand am 28.Februar werden alle bekannten Funktionäre seiner Partei gejagt, verhaftet und viele ermordet. Da er schon am 1.Mai in Rüsselsheim verhaftet worden war, erfährt er aber erst jetzt, dass den ebenfalls von Auflagen und Drohungen verfolgten Sozialdemokraten und den Gewerkschaften ihre zurückhaltende Politik nichts genutzt hat. Alle Parteien wurden verboten und gleichgeschaltet. Am 2.Mai werden die Gewerkschaften in Rüsselsheim verboten. Durch Verordnung des hessischen Innenministeriums war in Rüsselsheim schon vorher der sozialdemokratische Beigeordnete Jean Harth durch den Nazi Julius Kammerer ersetzt worden. Das Volkshaus, das die Arbeiter am heutigen Lasalleplatz in den zwanziger Jahren in Selbsthilfe errichtet hatten war am 10 Juni gewaltsam geschlossen und enteignet worden. Ebenso erging es in der Folgezeit allen Eigenheimen, wie dem der Naturfreunde, der Arbeitersänger oder der Arbeitersportler in Rüsselsheim. Schlimmer noch: Mithilfe umfangreicher, von der politischen Polizei in der Endphase der Weimarer Republik angelegter Listen, aber auch durch eingeschleuste Spitzel und zu offensives Vorgehen wird ein Großteil der kommunistischen Funktionäre verhaftet, so dass bis 1934 die Partei auf Ortsebene ohne Führung dasteht. Ungeachtet seiner finanziellen und familiären Lage übernimmt Alwin Heizenroeder im September 1934 bei einem Instrukteurs-Treffen in Nauheim den Auftrag federführend die illegale Arbeit der KPD in Rüsselsheim wiederaufzubauen. Er gewinnt mit Heinrich Tiemann, Albert Steube, Anton Windmeiser und Heinrich Schmitt ehemalige Aktivisten für die illegale Arbeit auf Ortsebene. Nach den konspirativen Regeln für illegale Arbeit organisieren sie sich in Dreier bzw. Fünfer-Zellen, verbunden jeweils nur über einen Kontaktmann. Wie im übrigen Hessen waren auch in Rüsselsheim Orts-, bzw. Stadtteilzellen un

 
     
  <<zurück